Zukunft

Zukunft
   ist im alltäglichen Verständnis das Unbekannte, das später einmal kommt. Die Gedanken der klassischen Theologie waren hinsichtlich der Z. auf die Ankunft Jesu Christi (Parusie; Z. nicht als ”futurum“, sondern als ”adventus“) u. auf das damit verbundene Gericht konzentriert, mit denen das Ende derWelt u. derMenschheitsgeschichte u. damit die endgültige Z. derMenschen in Heil oder Unheil gekommen wären (Eschatologie) . Ein systematisches Nachdenken über die spezifisch menschliche Z. ergibt, daß Z. nicht nur das noch nicht wirkliche Ausständige ist. Vielmehr ist Z. das, was dem Menschen in seinem Anfang schon als Ende als echtes, ihn verpflichtendes Ziel vorgegeben ist, auf das er sich, weil die Gnade Gottes ihn dazu befähigt, hinbewegen kann u. soll (echte getane u. zugleich geschenkte Z.). Im theol. Verständnis ist das die wahre, eigentliche u. letzte Z., die insofern schon begonnen hat, als Gott in seinem universalen Heilswillen durch den Prozeß der Vollendung der einzelnenMenschen die bleibenden Erträge der Geschichte bei sich birgt (er hat sich geoffenbart als der ”Gott der Lebendigen“, der Gott Abrahams, Isaaks u. Jakobs, der Gott des auferweckten Jesus u. der zu ihm Gehörigen). Für den glaubenden Menschen in seiner Offenheit auf die Z. ist sie scheinbar noch ausständig, aber in aller Wirklichkeit der feste Punkt, von dem aus er die Vergangenheit deuten u. die Gegenwart bestehen kann. Im christlichen Glauben wird eine Z. erwartet, die von sich aus vollendend ”von vorn“ auf die Geschichte zukommt, u. ”hinter“ deren Ankommen keine weitere, womöglich noch größere Z. zu erwarten ist, eben weil sie die vollendende ist. In theol. Sprache ist diese näherkommende Z. daher die ”absolute Z.“, ein anderer Name für Gott. Von ihr ist die ”innerweltliche Z.“ zu unterscheiden. Mit ihr befassen sich mehrere Wissenschaften (Futurologie). Sie ist der Planung, Aktivität u. Verantwortung der Menschen aufgegeben, gerade auch als Beseitigung der Zustände, die Menschen an ihrer Z. verzweifeln lassen (Befreiungstheologie) u. als Sorge um die Z. der kommenden Generationen.
   Die moderne Naturwissenschaft zweifelt allerdings (infolge der Fakten, die durch Quantenphysik u. Chaostheorie erhoben wurden) an ihrer Fähigkeit zu zuverlässigen Prognosen. Absolute u. innerweltliche Z. werden im Denken unterschieden, gehören in der Glaubenspraxis jedoch engstens zusammen: Die (nicht ideologisch motivierte) Arbeit an einer wahrhaft humanen innerweltlichen Z. ist eine religiöse Aufgabe, bei deren Fortschreiten Menschen ihre glaubend-hoffende Offenheit für eine absolute Z. realisieren.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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  • Zukunft — Die Zukunft ist die Zeit, die subjektiv gesehen der Gegenwart nachfolgt. Das Wort geht auf das Verb kommen zurück und hatte im Mittelhochdeutschen noch eine religiöse Dimension im Sinne eines bevorstehenden „Herabkommens Gottes“, was sich auch an …   Deutsch Wikipedia

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  • Zukunft — die Zukunft (Grundstufe) keine Vergangenheit oder Gegenwart Beispiele: In Zukunft möchte er Arzt werden. Ihre Zukunft sieht nicht optimistisch aus. Sie planen eine gemeinsame Zukunft …   Extremes Deutsch

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